Unser Kinderanhänger Burley D'lite

Unser Burley D'lite

Seit Ende 2014 haben wir ein Familienmitglied, das noch ein wenig heranwachsen muss, bevor es selbst Fahrrad fahren kann. Bis dahin brauchen wir einen Kinderanhänger, um weiterhin per Rad mobil zu sein. Diese Seite soll einen Überblick über den von uns gewählten Burley D'lite geben, Positives, Schwachpunkte und Verbesserungen aufzeigen.

Pro/Kontra

Aus unseren Vergleichen mit anderen Hängern (auf dem Papier) und eigenen Erfahrungen ergeben sich für uns momentan folgende Argumente für und gegen den D'lite. Bei den negativen Aspekten versuche ich Lösungen anzugeben, was mit der Beschreibung natürlich etwas mehr Text ausmacht als bei den positiven Aspekten. Einige der Punkte sind mit Fotos erläutert, dazu bitte einfach auf die Links klicken.

Positiv:

  • Leicht (~12kg ohne Babyschale) und damit wohl der leichteste gefederte Kinderanhänger. Das ist weniger wichtig, wenn man mit allem Wickelkrams und Klamotten unterwegs ist als viel mehr, wenn man den Hänger daheim aufräumen muss.
  • Federung werkzeuglos und schnell einstellbar.
  • Serienmäßig mit Beleuchtung (wenn auch nur aufsteckbare Batterielichter, aber deutlich besser als komplett dunkel). Leider versagte das Rücklicht nach einem halben Jahr, der Taster wollte nicht mehr zuverlässig funktionieren.
  • Die Position der Lichter auf dem Hänger statt hinten unten ist fürs Rangieren ohne Beschädigung sehr sinnvoll, wie ein Kindercar-Besitzer berichtete.
  • Ringsherum riesige reflektierende Flächen.
  • Schön gelöster Sonnenschutz im Verdeck.
  • Unkomplizierte und werkzeuglose Montage der Deichsel
  • Verhältnismäßig einfach zusammenlegbar, wenn auch mit Babyschale drin nicht so klein.
  • Höhenverstellbarer Schiebebügel, der während der Fahrt als Überrollbügel dient.
  • Mit Weber-Babyschale bereits ab Geburt (mit entsprechender Vorsicht) nutzbar. Unser Passagier fuhr ab knapp 2 Monaten mit, aber nur weil wir vorher dachten, dass das eh erst deutlich später möglich sein würde und den Hängerkauf herausgeschoben hatten. Aus heutiger Sicht Blödsinn. Man sollte das ruhig schon angehen, solange der Nachwuchs noch originalverpackt ist :-)
  • Unauffällig ruhige Straßenlage auch bei höheren Geschwindigkeiten. Laut Hersteller ist der Hänger für bis zu 8km/h auf unbefestigten bzw. 25km/h auf befestigten Wegen zugelassen. Bei entsprechend dimensionierter Bremsanlage des Zugrades und übersichtlicher Straße ist das Zweifache aber vollkommen unproblematisch.
  • Nachdem unser Mitfahrer in der Weberschale liegend so lang geworden war, dass er mit den Füßen ordentlich ans Verdeck drücken konnte, haben wir kurz probiert, ob er auf dem normalen Sitz sitzen kann. Das passte aber noch nicht so ganz und so waren wir froh, den Burley Baby Snuggler gefunden zu haben, der im Übergang den normalen Sitz noch etwas verkleinert und etwas mehr Seitenhalt bietet. Mit 15 Monaten sitzt unser Mitfahrer nun aber bereits auf dem normalen Sitz.
  • Last but not least: Der D'lite als Burleys Spitzenmodell ist günstiger als vergleichbare Modelle von Thule/Chariot.

Negativ:

  • Das schiefe FähnchenDer größte Kritikpunkt im täglichen Einsatz ist das mitgelieferte Wimpelchen: Schon bei stadtradtypischen Geschwindigkeiten neigt sich das Fähnchen immer weiter nach hinten und rappelt sich leider auch los, so dass es dann vollkommen schief im Wind baumelt und nun wahrlich keinen hochwertigen Eindruck vermittelt. Bislang haben wir immer rechtzeitig angehalten und die Fahnenstange wieder in den Fuß gestopft, so dass wir das Fähnchen zumindest noch nicht aufsammeln mussten, aber nervig ist das schon, zumal es ein Problem ist, das man bei Burleys immer wieder sehen kann und dementsprechend bekannt sein könnte. Die Verstellbarkeit des Wimpelchens, die zum Verdrehen nach hinten führt, ist aber wichtig, wenn man den Schiebebügel einsetzen (=herumklappen) möchte, weil daran das Wimpelchen befestigt ist. Unsere Lösung dafür ist unten in den Modifikationen zu sehen.
  • Undicht im RegenUndicht im Regen trotz Regenverdeck: Das Wasser läuft vom Verdeck herunter und trifft vorn auf die vom Gestell minimal herausragenden Rohre, an denen entlang es in den Fußraum läuft, wo ein geöstes Loch ist, das aber nicht immer am tiefsten Punkt ist und dessen Öse natürlich einen Rand hat, über den das Wasser erst mal kommen muss. Spritzwasser vom Zugfahrrad ist hingegen kein Problem, das Material ist also dicht. Wir grübeln aktuell noch über eine Lösung des Problems, was aber nicht völlig trivial ist, weil die Rohre dort herausragen, wo auch die Kupplungsaufnahme ist. Positiv ist aber, dass der Passagier davon weitgehend verschont bleibt, mindestens solange er den Fußraum noch nicht nutzt (Babyschale...).
  • Im vorderen Bereich des Hängers befinden sich zahlreiche Schrauben, die den Hänger und die Deichselaufhängung zusammenhalten. Nachdem der Hänger nach einem halben Jahr Benutzung in der Trittfrequenz des Zugrades zu knarzen begann, fand ich die vorderste Schraube an der rechten Deichselaufnahme herausgedreht vor. Die Schraube auf der Gegenseite glänzte auch nicht gerade durch Festigkeit. Diese beiden Schrauben habe ich nun mit Schraubensicherungslack behandelt und wieder vernünftig angezogen. Weitere Schrauben in diesem Umfeld sind an der Gegenseite zwar mit Stoppmutter versehen, die Schraubenköpfe konnten aber ebenfalls per Hand in den Schraubenlöchern bewegt werden. Ich habe nun alle Schrauben, die keine Beweglichkeit fürs Falten des Hängers erlauben müssen, mit Gefühl weiter angezogen. Ergebnis: Beim Rütteln an der Deichsel fühlt sich das Gesamtsystem jetzt wesentlich steifer an.
  • Die Originalkupplung funktioniert im normalen Einsatz passabel. Im Vergleich zur Weberkupplung zeigen sich aber deutliche Unterschiede:
    1. Zum Ankuppeln muss das Rad in einem bestimmten Winkel sein, weil sonst der Kupplungssplint nicht durch die Kupplung geht. Das Problem ist gut beherrschbar, aber man muss sich dran gewöhnen.
    2. Größere Relativbewegungen des Zugrades gegenüber dem Hänger müssen vom Kupplungsbolzen, einem Hartgummiteil an der Deichsel, durch Verwindung/Verbiegung ausgeglichen werden. Ich habe mich nicht getraut, das Zugrad vor den Hänger zu legen, weil ich nicht herausfinden wollte, was dann nachgibt. Allerdings ist der Gegendruck der Kupplung bereits bei flotteren Kurvenfahrten spürbar. Bei der kardanischen Weberkupplung merkt man nicht, dass man einen Anhänger dran hat, während die Originalkupplung versucht, das Zugfahrrad "aufzurichten".
    3. Inkompatibilität des fahrradseitigen Kupplungsteils mit Pletscher-Ständer an der Kettenstrebe. Der Ständer stößt hochgeklappt an der Kupplung an und schubbert sich dort den Lack ab (zumindest am Fahrradmanufaktur T400) - nutzbar ist diese Kombination allerdings mit dieser Einschränkung. Eine Weber E-Kupplung lässt sich mit so einem Ständer zwar nicht mal montieren, aber es gibt eben genügend andere Aufhängungen, um sie dennoch nutzen zu können, z.B. eine, die direkt an diese Pletscher-Aufnahme passt.
  • Recht rustikales "Stützrad" (Strollingwheel), das im hochgeklappten Zustand klappert und nur nach Gebastel kompatibel wurde mit der Weberkupplung.
  • Rohre nach zölligen Maßen, v.a. an der Deichsel. Das ist unpraktisch, wenn man dort für Spezialräder Modifikation vornehmen möchte. Aber immerhin gibt es eine weitere Deichsel für rund 40¤ als Bastelgrundlage zu kaufen...
  • Beim optionalen Regenverdeck reißt an den unteren Haken regelmäßig die durchsichtige Folie aus. Wir haben inzwischen das zweite Verdeck, dort passiert es wieder, also haben wir nun ein Stück Gurtband aufgenäht.

Neutral

  • Läuft außermittig: Sieht man von Weitem einen Anhänger ziemlich außermittig hinter dem Zugfahrrad, dann kann man fast sicher davon ausgehen, dass es sich um einen Burley handelt. Auf Nachfrage nach dem Grund dafür teilt Burley mit, dass dies die sicherere Variante in Sachen Fahrdynamik ist: Somit wird Schlingern bei sehr leichten und sehr schweren Anhängern vermindert. Wie funktioniert das: Die Kupplung endet ungefähr mittig vor dem Hänger, ungefähr dort ist dann auch der Drehpunkt der Kupplung - neben dem Fahrrad, was ja logisch ist. Somit ist der eigentliche Punkt, an dem gezogen wird, auch mittig vor dem Hänger. Was das für das Gleichgewicht des Hängers ausmacht, kann man sich gut verbildlichen, indem man sich den Hänger an der Kupplung in der Luft baumelnd vorstellt: Ist die Kupplung in der Mitte, hängt er gerade. Ist sie außermittig, hängt er schief. Da er aber hinter dem Zugfahrrad gerade herfahren soll, würde er bei außermittiger Kupplung ein bisschen seitlich über die Reifen rubbeln, wodurch er ins Schlingern geraten kann. Der Nachteil davon ist, dass man beim Durchfahren von Pollern eben gerade nicht mittig fahren kann, sondern leicht rechts der Mitte. Und bei Regen wird man von hinten her vom rechten Hängerrad geduscht. Würde man die Deichsel soweit kürzen, dass das Zugrad mittig vorm Hänger wäre, bestünde die Gefahr, dass dessen Hinterrad in engen Rechtskurven an der Deichsel aneckt. Thule und Co. haben deswegen eine zusätzlich nach außen gebogene Deichsel, um einen größeren Bogen zu erzielen. Burley erhofft sich hingegen, dass sich dieses außermittige Zugfahrzeug mit der mittigen Kupplung in der Anhängerindustrie aus Sicherheits- und Effizienzgründen mehr durchsetzt.

Modifikationen

  • Regenablauflöcher in den Befestigungsklappen der Deichsel. Ursprünglich sammelte sich dort bei Regen Wasser drin, das aufgrund seiner Menge auch ewig nicht verdunstete. Sah ein bisschen nach Vogeltränke aus. 2 Löcher von 6mm Durchmesser lösen das Problem nun. Zwei Löcher deswegen, weil der Hänger ja im Stillstand nicht immer gleich steht. Die Stellen sind von der Position her absolut unkritisch für die Stabilität und man fragte sich nur, warum Burley das nicht selber ausspart - bis Burley das Nachfolgemodell brachte und genau diese Stellen noch wesentlich radikaler ausspart.
  • Weberkupplung statt Originalkupplung. Warum? Wie weiter oben erwähnt, ist die Weberkupplung nach so ziemlich allen Richtungen recht bewegungsfreudig und leitet kaum Torsionen ins Zugfahrzeug ein. Das ist speziell an filigranen, gefederten Liegeradschwingen praktisch oder wenn das Rad auch mal hingelegt werden soll. Außerdem erhält man damit ein System, das man auch mit zahlreichen anderen Hängern nutzen kann. Problematisch an der Umrüstung ist, dass die Weberkupplung ca. 10cm länger baut als die originale, wodurch auch das Strollingwheel weiter aus der Mitte herauswandert.
    Letztendlich haben wir die Deichsel um 10cm gekürzt, was fürs Strollingwheel gerade noch akzeptabel ist und den Hänger nicht noch weiter aus der Mitte bringt. Am Strollingwheel mussten noch kleinere Modifikationen vorgenommen werden, damit es trotz des dickeren Kupplungsanschlusses der Weberkupplung wieder komplett in Strolling-Stellung klappen kann.
  • Zusatzdeichsel für Einsatz am BTB-Tandem: Mit der normalen Deichsel tritt der Stoker unseres Theilchenbeschleunigers im Verdeck des Anhängers. Wir benötigten also eine 12cm längere Deichsel. Idealerweise gleicht diese auch noch den Höhenunterschied aus, der sich durch die 406mm-Laufräder des Tandems ergibt. Das Ergebnis ist eine zweite Originaldeichsel, die mit allergrößter Vorsicht minimal aufgebogen und nach unten abgeknickt wurde. Ein eigener Nachbau der Originaldeichsel in den speziellen Maßen bot sich aufgrund der zölligen Maße des Originals nicht an. Rohre mit so abartigen Kantenlängen sind in Europa eher unüblich. In Verbindung mit der 10cm langen Weberkupplung kommt man nun wieder ungefähr auf die selbe (außermittige) Position des Fahrrades vorm Hänger, hat aber gleichzeitig die entscheidenden Zentimeter gewonnen. Außerdem steht der Hänger nun wieder etwa so wie hinter einem gewöhnlichen Zugfahrrad mit 559er oder 622er Laufrädern.
  • Nicht direkt eine Modifikation am Hänger, aber am Alltagszugfahrrad: Ein ordentlich langer Schmutzfänger hilft, den Hänger sauber zu halten, wenn man im Regen unterwegs ist. Die Firma Fahrer Berlin bietet den "Latz" aus Planenmaterial an. Da allerdings sämtliche Größenangaben fehlen und die angebotenen Modelle zu schmal sind, um an 55mm breiten Schutzblechen angebracht zu werden, blieb uns nur der Selbstbau mit Planenmaterialresten. Das Ergebnis kann sich sehen lassen, die Spritzschutzwirkung ebenfalls. Hinter diesem Rad kann man bei nassen Straßen nun unbesorgt her fahren :-)
  • Eigenbauhalterung fürs Fähnchen, arretiert mit einem Schnellspanner für Sattelstützen. Laut Burley kann man inzwischen auch (auf Garantie?) den neuen Halter vom Händler bekommen. Da unsere Lösung aber gut funktioniert, sehen wir dafür keine Notwendigkeit.
  • Ersatz des originalen Rücklichts durch ein Busch&Müller Toplight Line Permanent. Dafür wurde ein Stück Stahlblech mit dem nötigen Lochabstand (50mm) am vorhandenen Rücklichthalter installiert und das neue Rücklicht auf diesen geschraubt. Damit sollte man von hinten mehr als ausreichend sichtbar sein.
  • Ersatz der eher einfachen Reifen nach ca. einem Jahr durch Schwalbe Tracer, nachdem sich die Pannen mit den bisherigen Reifen häuften. Für einen Anhänger waren die bisherigen Reifen schon einigermaßen dünn geworden, an der Spur kann dank Starrachse aber eigentlich nicht so viel falsch sein. Durch die Reflexstreifen an den neuen Reifen hat der Hänger wieder noch etwas Reflektionsfläche hinzugewonnen.