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Tag 9: Kraków

Marktplatz von KrakówDie Weichsel in KrakówAm nächsten Tag sind wir dennoch recht früh wieder wach. Heute wollen wir uns ja schließlich Kraków ansehen und in Stephies Erinnerungen an die Stadt schwelgen. Wir nehmen den Bus in die Stadt und Stephie führt mich in "ihrer" Stadt umher, wir probieren die verschiedensten kulinarischen Highlights und entspannen von unserer gestrigen Etappe.
Wichtig für Polen ist auch, dass man zwar relativ große Geldscheine aus dem Automaten bekommt, aber so gut wie jeder Laden, jedes Restaurant und auch sonst eigentlich jeder nichts damit anfangen kann. Eine beinahe normale Handlung ist also die, dass man sein Essen bei einem Imbiss bestellt, die Zubereitung wird angeworfen, bis dahin wird schon mal abgerechnet, man reicht den Schein rüber: Das Gesicht geht von einer gewissen Freundlichkeit über in Schrecken und Verzweiflung und man rennt erst einmal zum Nachbargeschäft um zu fragen, ob die nicht das Geld wechseln können. Stephie hatte mich diesbezüglich schon vorgewarnt und ja, es sollte uns wirklich mehrfach an diesem einen Tag gelingen. Das beweist nur eingechränkt, mit wieviel Geld wir um uns geworfen haben, sondern viel mehr, mit was für kleinen Scheinen das schon ein Problem ist.
Der Marktplatz ist wie auf den Postkarten schön anzusehen. Je mehr man in der Touristenkernzeit unterwegs ist, desto mehr Kutschen fahren dort entlang und um so voller ist es dort natürlich auch. Nicht fehlen darf das Tröten des Turmbläsers, der zu jeder vollen Stunde nach allen vier Richtungen das gleiche Lied herauströtet und im immer selben Takt abbricht. Der Legende nach sollen wilde Krieger mal (wieder) in die Stadt eingefallen sein und dabei mit einem Pfeil den gerade trötenden Tröter getötet haben, weswegen er nicht mehr weiterspielen konnte. Der Abbruch bis heute ist also weniger auf Lustlosigkeit des gerade spielenden Tröters als viel mehr auf diese Sage zurück zu führen - sagt man.
Lustigerweise waren wir vor unserer Abreise in Zittau auf dem Johannisturm, auf dem der Trompeter sogar wohnt. Als Mitglied der Turmbläserzunft konnte er uns aus diesem Themengebiet so einige Sachen erzählen. So auch den Umstand, dass die Krakauer Feuerwehrmänner, die dort tröten, das bezahlt machen und mit dem Lift zu den Fenstern hochfahren. Und während der Zittauer Turmbläser im Freien trompetet, tun die Krakauer dies aus den Turmfenstern heraus, was wesentlich einfacher sein soll.
Auch erstaunlich an Kraków ist die Werbeschildträgerzunft. Es ist begeisternd, mit wie wenig Begeisterung man Werbeschilder in der Fußgängerzone den ganzen Tag halten kann, wie professionell einige darin sind: Sie stehen oder sitzen, lesen Buch oder Zeitung und halten dabei Schilder hoch, von denen ich vergessen habe, wofür sie werben. Wie man sieht, scheint das Konzept aufzugehen.
Krakau nennt sich selbst auch [Stephie: wird auf Schutzblechaufklebern so bezeichnet] Radfahrstadt (miastem rowerów), was durchaus wahr ist, wenn man das Radfahreraufkommen mit dem Umland vergleicht. Zugegeben, niederländische Verhältnisse sind das noch lange nicht und ich vermute, dass es vor allem an den Studenten liegt, aber es ist doch ein gutes Zeichen. Beliebt sind auch niederländische Fahrräder: Das klassische Oma-fiets ist auf Werbeplakaten für neue Fahrradläden zu sehen.
Am Nachmittag trifft Stephie einfach so auf dem Marktplatz eine Mitstudentin, die wohl aus Finnland [Stephie: Lettland war es, glaub ich.] kam und nach ihrem Studienaufenthalt in der Stadt geblieben ist und Stephie erkannt hat. Am Abend kommt es noch zu einem geplanten Treffen mit einer polnischen Freundin von Stephie bei einer Tasse heißer Schokolade. Und nachdem wir am Morgen mit dem Bus in die Stadt gefahren sind und der nächste zurück noch eine Weile auf sich warten lassen würde, beschließen wir, dass wir die paar Kilometer zum Campingplatz zurück laufen. Genug gegessen haben wir heute schon, Kochen ist also unnötig. Und so fallen wir zufrieden über den Tag in unseren Schlafsack.

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