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Rødvig - Præsto - Stege - Liselund Park - Møn - Bogø By

Am nächsten Morgen ist die Wiese aber nicht so ersoffen wie in Kopenhagen - das ist doch mal was. Nach Frühstück und Einpacken geht's also wieder auf Tour, weiter gen Süden. Seit Kopenhagen folgen wir immer wieder dem Radfernweg Berlin-Kopenhagen, der meist ganz passabel ausgeschildert und zu fahren ist. Nur hier und da kürzen wir den Verlauf der Radroute ab, wenn der auf dem GPS ersichtliche Verlauf doch ein paar Haken zu viel schlägt. Nachdem wir nun alle unsere Karten geschrieben haben, stehen wir nun vor der Aufgabe, sie auch an einer Post loszuwerden. Die erste echte Stadt, die wir heute erreichen, ist Præsto. Wie sich das gehört, ist dort gerade Mittagszeit und die Post ist geschlossen, war ja klar. Wir fahren dennoch kurz durch die Stadt, halten uns aber nicht lange dort auf. Viele andere große Städte kommen erst mal nicht, wir folgen dem Radfernweg weiter und kommen so zur Insel Møn. Eine schicke und windige Brücke bringt uns herüber. Der Wind bläst so stark von der Seite, dass Stephies Kartentasche auf und ab schlägt und dabei schließlich den Tacho aus seiner Halterung drischt, so dass er herunterfällt. Stephie hat aber Glück im Unglück: Der Tacho hat weder Bestrebungen, durchs Gitter ins Wasser zu springen, noch möchte er sich todesmutig vor ein Auto auf der Fahrbahn werfen. Er purzelt einfach auf den Radweg, wird dort auch von Stephie nicht überfahren und funktioniert zu allem Überfluss auch noch.

Kirche am WegesrandBrücke zur Insel MønDa wir in Sachen Steilküste inzwischen ja Lunte gerochen haben, wollen wir nun auch die Steilküste von Møn sehen. Dazu drehen wir erneut von unserer Südfahrt ab gen Osten. Und wie schon am Vortag erfasst uns der Rückenwind und bläst uns in Windeseile über die Straßen nach Stege. Dort ist die Postfiliale im Supermarkt untergebracht und Stephie investiert einige unserer Kronen und noch viel mehr an Zeit, um all die Briefmarken eigenhändig aufzukleben, während Martin draußen wartet und darauf achtet, dass die Räder nicht vom Wind umgeblasen werden. Anschließend geht's weiter gen Osten. Die Straße hügelt daher, der Wind kommt weiterhin von hinten, schafft es aber nicht, uns jeden Berg herauf zu drücken. Da unser Programm für heute noch nicht straff genug ist, statten wir auch noch dem Liselund Park einen Besuch ab. Dieser Park gehört zu einem Lustschloss und im Park stehen verschiedene auf International gemachte Pavilions. Witzig ist schon, dass dort alle Häuschen (z.B. eine Schweizer Hütte) mit Reetdächern versehen sind, nur beim japanischen Pavilion hat man sich das verkniffen. Schick ist es hier.
Und nun fahren wir weiter zu den echten Klippen "Møns Klint". Die Asphaltstraße hört auf und eine Naturpiste, wie man sie von Schweden und anderen skandinavischen Ländern kennt, führt zum Besucherzentrum. Dort parken wir die Räder, der letzte Abschnitt ist nur zu Fuß zu bewältigen. Und Tatsache, hier kann man nun echte große Kreidefelsen sehen, sehr beeindruckend. Es hat sich gelohnt. Wir machen einige Fotos, wandern dort umher und schauen dann mal auf die Uhrzeit. Es ist doch schon spät geworden, 17:30 Uhr und der nächste Campingplatz ist auch ein gutes Stück entfernt. Also dann mal los.

Klippen an der Insel MønUnsere einzige Panne der ReiseZumindest geht es erst mal vor allem bergab. Die Klippen hatten doch eine beachtliche Höhe. Da wir wissen, dass es nach Verlassen des Waldes nun stramm gegen den Wind gehen wird, ist Martin um so penibler, was den Leichtlauf des Rades angeht und will noch mal seine Kette ölen. Dabei hört er ein leises Zischen. Sein Verdacht bestätigt sich, sein vorderer Schlauch hat ein Loch. Obwohl dies der erste Platten für Martin auf einer Radreise ist, hat er die Lage in einer guten Viertelstunde im Griff, während Stephie sich um die Kette gekümmert hat. Ein winziges Glasstück hatte sich durch den Reifen gebohrt - wo das auf dieser Naturpiste herkam, ist unklar. Für eine ungewünschte Verzögerung hat es allemal gesorgt. Wir müssen uns was einfallen lassen. Und so jagt kurz danach ein kleines Radrennen mit zwei vollbepackten Teilnehmern über kleine dänische Straßen gegen den Wind, Martin vorn, Stephie hinterher und gelegentlich hört man Stephies Vorderreifen an Martins Hinterreifen anstoßen, weil wir zu unserer Effizienzsteigerung das Windschattenfahren zur Perfektion zu treiben versuchen. Das klappt gut, wir kommen wirklich flott voran.
Nachdem die Sonne schon ein paar Minuten unterm Horizont verschwunden ist, kommen wir am Campingplatz an, den wir uns ausgesucht haben. Blöd ist nur, dass dieser geschlossen ist. Noch blöder ist, dass der nächste Platz auf unserer Route hinter einer Fähre liegt, die um diese Uhrzeit schon nicht mehr fährt. Noch blöder ist nur, dass wir erst mal keine Ahnung haben, wo wir nun unterkommen werden und dass keiner in dem am Campingplatz gelegenen, beleuchteten Haus aufs Klingeln reagiert, um uns vielleicht einen Tipp zu geben. Im GPS findet Martin ein Zelt-Symbol knapp neben unserer weiteren Route. Versuch macht kluch, sagen wir uns und probieren's eben. Inzwischen fahren wir schon eine Weile durch die Dunkelheit und auch Hunger macht sich breit. Wildzelten ist angesichts der Nässe der vergangenen Tage, der vielen unter Wasser stehenden Wiesen und der eh eher beschränkten Platzauswahl eine schlechte Option. Wir kommen an den Abzweig zu dem Zeltsymbol auf der GPS-Karte. Ein Campingplatz ist hier nirgends ausgeschildert. Wir probieren's dennoch und stehen nun an Bauernhäusern, in denen Licht brennt. Wir leuchten ein wenig umher, ob sich nicht vielleicht doch etwas auftut, da sprechen uns die Bewohner des ersten Hauses an, die uns durchs offene Fenster bemerkt haben. Wir haben schon vorher bemerkt, dass ihre Autos Berliner Kennzeichen haben, sie scheinen auf Urlaub dort zu sein. Wir schildern unsere Lage, der Verdacht kommt auf, dass wir gerne ein Bed&Breakfast hätten. Sie verweisen uns an ihren Vermieter, der gleich im Nachbarhaus wohnt und super Deutsch spricht. Er sucht uns etwas in der Stadt raus, ruft sogar an, meldet und dort an. Wir sind einigermaßen zufrieden, als wir beim Wegfahren von den Deutschen noch einmal angesprochen werden. Sie hätten sich überlegt, dass sie doch eigentlich mehr als genug Platz hätten, wo wir schlafen könnten. Der Irrtum, dass wir unbedingt ein Bed&Breakfast haben wollten, klärt sich auf, der Vermieter storniert unsere Anmeldung in der Stadt, bereitet uns noch ein nicht ganz fertiggestelltes Zimmer in dem Ferienhaus, die Deutsche laden uns zum Abendessen ein, wir plaudern sehr nett, bevor wir schließlich nach unserer längsten Etappe von 142km recht müde in unsere Schlafsäcke auf den bereitgelegten Matratzen kriechen.

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