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Tag 3: Jihlava - Vémyšlice

Schnecken am Racertje auf dem Camping in JihlavaDer Regen hat unsImmerhin ist es am Morgen so einigermaßen trocken. Aber was uns gestern zum Glück vorm Zeltaufstellen aufgefallen war, kam nun wieder: Schnecken. Gestern hatten wir sie unterm Zelt weitgehend zur Seite geräumt. Das hat geklappt, kein Schneckenschleim am oder im Zelt. Heute Morgen finden wir allerdings in und an den Rädern tolle Schnecken an unterschiedlichsten Orten. Die Räder hatten wir in eine der Umrandungshecken gelümmelt, was den Schnecken offensichtlich ganz gute Aufstiegsmöglichkeiten verschafft hat. Während meine darauf warten, bei der ersten Radumdrehung im Schutzblech zermatscht zu werden, stehen Stephies Exemplare auf Karussel fahren im Ritzelblock. Für die Tierschützer: Wir haben sie alle zerstörungsfrei entfernen können und somit konnte es nun auf die nächste Etappe gehen. Natürlich gab's vorher noch Frühstück und Zeltabbau, aber dann. Über Třebíc soll es in den Süden von Brno gehen. Aber nachdem wir in den vergangenen Tagen ja soweit Glück hatten, lässt uns das Wetter heute total im Stich. Der Gegendwind ist schon sehr zeitig da und bringt mal mehr, mal weniger Regen mit sich. Begeistert von dem Wetter schauen wir uns wenigstens noch ein wenig in Třebíc um. Das jüdische Viertel ist wirklich sehenswert, allerdings sollte man dazu mehr Zeit mitbringen, als wir es gerade tun. Wir wollen ja morgen beim Liegeradtreffen ankommen... Zur Mittagszeit verkriechen wir uns in eine Bushaltestelle und schauen dem Landregen zu, während wir unseren Proviant minimieren. Die Situation sorgt so insgesamt für schlechte Laune und ich merke, dass ich mich an Touren mit Stephie tatsächlich noch gewöhnen muss.
Ein flottes Liegerad hat selbst mit Gepäck noch eine andere Fahrdynamik als ein Reiserad mit allen aktivierten Luftbremsen (Lowridertaschen etc.). Während das Liegerad den Berg heruntersaust, in der nachfolgenden Ebene einigermaßen auf Geschwindigkeit gehalten werden kann, um am Gegenhang mit viel Schwung wieder weit herauf zu kommen, fährt das aufrechte Reiserad erst etwas langsamer den Berg herunter, verlangsamt in der Ebene weiter und schließlich darf man am nächsten Hügel nach den ersten paar Metern mit Restschwung wirklich alles wieder heraufdrücken. Dazu kommt, dass ich in den Abfahrten etwas "waghalsiger" unterwegs bin, was aber bei Regen als Nichtbrillenträger auch wesentlich einfacher ist, als wenn man auf die Sehhilfe angewiesen ist.
Die ganze Sache lässt mich ungerecht werden, weil ich eben weniger flott fahre und damit auch der Fahrspaß nicht so recht aufkommen möchte. Da wir beide schon gemerkt haben, dass das Kilometerschrubben nicht unser gemeinsames Ding ist, steigt mit meinen Erklärungsversuchen natürlich auch Stephies Laune nicht an, weil sie sich für meinen Missmut verantwortlich fühlt.
Wir reißen uns zusammen, fahren weiter und merken, wie wir immer weiter eingeweicht werden. Für heute haben wir keine Lust mehr. Wir suchen nach einer trockenen Unterkunft, nachdem wir unseren Plan zu zelten vor allem mangels eines Campingplatzes aufgegeben haben. Wild zelten bei dem Schietwetter ist blöd, wenn man wirklich nirgends ins Trockene kann. Wir finden schließlich in Vémyšlice ein nettes, kleines Hotel. Ein Sporthotel wohl, mit tollem Ringsrumprogramm, auf das wir verzichten. Wir sind müde und nass. Unsere Räder dürfen wir triefnass durch den Hintereingang in den Keller rollen. Dort hinterlassen sie dreckige Pfützen. Der Chef hilft uns, unsere zahlreichen, ebenso nassen Taschen und Klamotten aufs Zimmer zu schleppen. Der Feuchtraum wird sofort seinem Namen gerecht. Uns fehlt es auch an Ambitionen, mit dem von den Taschen abfallenden Sand jetzt Strandfeeling vor der Dusche zu erzeugen, wir bemühen uns um Schadensbegrenzung, duschen, genießen die Massagestrahlen, die uns in der Dusche ebenfalls entgegenspritzen. Normalerweise hätten wir ja gekocht, aber das wollen wir dem Hotelzimmer dann nicht zumuten. Dafür ist das Hotel zu nett. Zusätzlich zur verschwenderischen Nacht im Hotel wollen wir nun nicht auch noch essen gehen und beschränken uns auf Brot mit Nutella. Dann werfen wir uns aufs Bett zum Entspannen. Nach einer halben bis einer Stunde Schlaf merken wir, dass wir so fertig sind, dass wir uns auch gleich richtig schlafen legen können. Ich schau noch mal im Fernsehen nach dem Wetter für die kommenden Tage. Keine guten Aussichten, aber wohl ausreichend gut. Rückenwind ist jedenfalls aus. Na dann gute Nacht!

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