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Tag 13: Kamienna Góra - Olbersdorf

Herbst ist da...Der letzte Reisetag zeigt sich in netten FarbenDie Busladung ist am nächsten Morgen schon sehr zeitig auf den Beinen. Sie haben wohl große Pläne und so gibt es für sie schon sehr zeitig Frühstück. Wir lassen uns etwas mehr Zeit, essen nach ihnen in aller Ruhe und starten dann zu unserer letzten Radetappe.
Auf der Karte habe ich das Isergebirge gesichtet. Als ich noch bei Zittau wohnte, war dies mein Rad-Eldorado (ohne Bindestrich ist Radel-Dorado auch lustig) mit vielen kleinen Strecken und spannenden Abfahrten. Unseren Heimweg lege ich also auch über den Gebirgskamm, was zwar sicher ein paar Höhenmeter hinzufügt, aber andererseits auch noch tolle Aussichten und die rauschende Abfahrt ins Neißetal bei Liberec bereithält.
Davor fahren wir allerdings noch einige Kilometer hinterm Isergebirge entlang, wobei wir die Schneekoppe von Norden aus bewundern können. Zeitgleich wuseln um uns herum eine ganze Menge von Radfahrern: Offensichtlich läuft da gerade ein MTB-/Crossrad-Jedermannrennen und die Teilnehmer freuen sich durchaus auch über uns als Teilnehmer aus der Schwerlastfraktion. Mit einigen von den hinteren können wir auch für ein paar hundert Meter ganz gut mithalten. Nur als die Strecke leicht ansteigt, wird es mit dem Gepäck dann doch schwieriger.
Es wird touristischer hier. Alles sieht netter und einladender ein. Wir hatten ja durchaus auch vorher schon ein paar nette Landstriche dabei, aber diese waren dann eben doch nicht so attraktiv. Sind viele der Orte der letzten Tage nun weniger touristisch, weil sie so ungepflegt sind, oder sind sie so ungepflegt, weil so wenig Touristen her kommen? Ich weiß es nicht.
Schließlich verlassen wir die Wettkampfstrecke des MTB-Rennens und kurbeln weiter ins Tal eines Bergflusses, der nun neben der Straße herunterpletschert, die wir herauf nach Szklarska Poręba fahren. Dies wird der letzte einigermaßen große Ort unserer Reise in Polen sein. Danach schlängelt sich die Straße weiter empor. Das allerdings in einer angenehmen Steigung. Selbst der Verkehr ist hier relativ gering. Und so kommen wir Meter um Meter der Grenze zu Tschechien näher. Dort oben ziehen wir uns ein paar Klamotten mehr an, da wir wissen, dass es von nun an einige Kilometer wieder bergab gehen wird.
Genauso gemäßigt wie die Steigung herauf ist dann auch das Gefälle und wir rollen nicht übertrieben schnell daher. Mein Racertje drückt wie üblich flotter den Berg herab als Stephies Veloträumchen. Deswegen warte ich in Harrachov auf sie. Um nicht nur Kilometer zu schrubben, machen wir dort noch einmal kurz Pause, genießen die Sonne, rollen ein bisschen durch den Ort und an den Fuß der Skisprungschanze, die in Echt vor uns liegend schon erstaunlich hoch wirkt. Hut ab vor denen, die sich dort herunterstürzen...
Danach geht's weiter bergab bis zu einer leider in meiner Erinnerung nicht mehr existent gewesenen Rampe nach Korenov. Na gut, dort mühen wir uns noch einmal steil bergauf. Oben gibt es wieder ein bisschen Fernsicht, bevor es dann wirklich herunter nach Desna geht. Auf dieser Strecke überholt mich außerorts noch ein Polizeiauto, das innerorts dann leider die 50km/h recht genau einhält, weswegen ich langsam näher komme. Dann muss ich wohl doch mal bremsen...
Ab Tanvald geht es wieder für eine Weile bergauf, allerdings nicht mehr so steil. In meiner Erinnerung sind diese Strecken nur mit einem leicht bepackten Rad hängen geblieben. Stephie und ich haben (wie üblich) allerdings viel zu viel Krams dabei und sind auch nach einigen Kilometern in den letzten Tagen nicht mehr ganz frisch. Also schleppen sich diese Anstiege noch ziemlich dahin, während mir im Kopf herum geht, dass wir ja eigentlich fast am Ziel sind - so wie früher, wenn ich da entlanggehämmert bin.
Die Abfahrten entschädigen für die Anstiege und schließlich kommen wir in Liberec an, wo uns meine Ortskenntnis zur Hilfe kommt. So fahren wir recht direkt hindurch und stoßen schließlich auf den Neißeradweg, der leider auch nicht nur aus Abfahrten besteht. In Chrastava sehen wir die verheerenden Folgen des Augusthochwassers. Hier, wo die Jerice aus dem Isergebirge kommend in die Neiße mündet, hat es wohl sehr stark gewütet und man kann für die Menschen nur hoffen, dass sie wieder auf die Beine kommen. Ich bin betroffen, da ich in den vergangenen Jahren so oft durch diesen Ort gefahren bin und das gesamte Neißetal und sein Umfeld speziell dort immer wieder sehr schön fand.
Auf dem weiteren Verlauf der Strecke sind an vielen Stellen noch die Auswirkungen des Hochwassers zu sehen: Die Neiße ist heute oftmals breiter als ich sie noch kenne, die Neißeradroute ist aber glücklicherweise gut zu befahren, so dass wir nach immerhin schon wieder fast 100km gut und ohne Probleme vorankommen. Nach noch einigen Wellen, über die die Straße entlang der Neiße führt, gelangen wir schließlich nach Hradek nad Nisou, unserer letzten Stadt in Tschechien.
Von dort aus gibt es zwei Möglichkeiten, zu unserem Reiseziel zu gelangen. Die direkte Möglichkeit führt über den touristischen Grenzübergang in Hartau und von da über Eichgraben zu unserem Ziel. Allerdings müssten wir dann noch über einen Hügel, der nach gut 100km wohl doch recht anstrengend sein könnte. So nehmen wir also die Alternativroute, die uns noch einmal für knapp 2km durch Polen an der Stadt Porajów vorbei führt. So gelangen wir zum Grenzübergang Friedensstraße in Zittau. Wir wählen die ruhige Strecke am Flüsschen Mandau entlang zur Olbersdorfer Dorfstraße hin. Diese fahren wir noch ein paar Kilometer gen Süden und kommen schließlich bei meinen Eltern an, wo unsere Radreise zu Ende ist.

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