1. Etappe: Olbersdorf - Spremberger Stausee

Um 10:18 Uhr ging's am 2. Juli 2005 daheim los: Tasche auf den Hänger, Rucksack hinten in den Korb auf dem Rad und los. Anfangs regnete's noch, wurde dann aber in Richtung Hirschfelde immer weniger. Temperaturmäßig war es ganz nett, nicht zu heiß, nicht zu kalt. So rollte's prima bis Görlitz, wo mir Friedemann entgegenkam, der mich noch ein Stückchen begleitete. Zum Vergrößern anklicken Ab Görlitz fuhr ich die mir bereits bekannte Radweit-Route, wobei wir uns aber hinter Niesky verfuhren, weil wir ein Schotter-/Sandstück umgehen wollten und dann ohne auf die Karte zu schauen der Ausschilderung nach Cottbus und Spremberg folgten und somit auf die B115 kamen. Über paar waldwegähnliche Strecken ging's dann von Sandschenke zurück auf die richtige Strecke, die über Boxberg führte. Irgendwo dort verließ mich Friedemann und ich fuhr weiter, hatte ja noch allerhand Strecke vor mir. Der Rest der Strecke war eher unspektakulär, durch Spremberg durch war der Radweg mitunter schwer zu verfolgen, in Nähe des Stausees ging's dann aber. Der Weg schlängelte sich dort mit ein paar Hügeln durch den Wald, bis ich an den Nordstrand kam, an dem ich mich mit HaJo treffen wollte, der mir seine Gartenlaube als Übernachtungsmöglichkeit zur Verfügung stellte. Bis es aber soweit war, wollte ich mir noch ein Eis kaufen, was ich bei Peters Strandcafe tat. Nachher in der Gaststätte noch Händewaschen, wofür ich dem Besitzer tatsächlich 30 Cent geben durfte, was laut Aufschrift an der Klotür nur für Leute gelten sollte, die dort nix gekauft haben. Nuja, logische Konsequenz: Geht da nicht hin, ist ja nicht die einzige Kneipe am Stausee!
Danach kam dann HaJo mir entgegengelaufen, im Gegensatz zu ihm, der ja lief, war ich mit dem Rad natürlich sehr gut zu erkennen. Die Übernachtung in der Gartenlaube war prima, auch (mehr als) genügend Essen war im Haus und im Garten, so dass man eigentlich schon von Luxus sprechen kann :-)
Gefahrene Strecke: 141,22 km
Zeit: 6:22:22 h
Schnitt: 22,16 km/h
Höchstgeschw.:59,9 km/h

2. Etappe: Spremberger Stausee - Berlin

Relativ zeitig ging's am nächsten Tag wieder los: Gegen 8:45 Uhr wieder auf den Spreeradweg gen Norden, wobei aber ein sandiger Weg mich kurz vor Cottbus in die Irre führte, so dass ich plötzlich auf einer Wiese stand und nicht weiter kam. Also ein Stück zurück, Brücke gesucht und auf die andere Spreeseite gewechselt. Danach ging's wirklich gut gen Cottbus, wo ich mich auch überraschend gut hindurchgefunden habe. Die Radweitroute ließ sich erwartet gut fahren und so kam ich relativ flott nach Berlin, wo es erneut gut klappte, mich zu meiner Übernachtungsadresse zu finden. Am Alexanderplatz waren allerhand Bauarbeiten, so dass ich auch erst einmal ein wenig umherirrte, weil sonst große, ausgeschilderte Kreuzungen nicht mehr recht wieder zu erkennen waren. Noch ein Foto vom Flevo am Fernsehturm und dann gen Norden - wie bereits erwähnt - ohne Verfahrer. Bei meinem Quartiergeber für diese Nacht gab's allerhand zu erzählen, so dass der Schlaf etwas kürzer kam als in der vorherigen Nacht. Am Abend rief mich noch ein Dachgeber an, der letztes Jahr mit seinem Kumpel bei uns daheim zu Besuch war und den ich ursprünglich als Übernachtungsmöglichkeit in Berlin auserkoren hatte. Weil aber seine Antwortmail verlorenging, hatte ich mich anderweitig gekümmert und hatte nun also plötzlich zwei Übernachtungsmöglichkeiten in Berlin für diese Nacht. Da mir eine aber reicht, machten wir uns aber aus, dass die beiden, deren Angebot ich ausschlagen musste, mich am nächsten Tag begleiten würden.
Gefahrene Strecke: 161,76 km
Zeit: 7:14:58 h
Schnitt: 22,31 km/h
Höchstgeschw.:53,4 km/h

3. Etappe: Berlin - Zarnekla

Zu dieser Etappe habe ich so gut wie gar keine Aufzeichnungen. Das liegt daran, dass ich mich streckenmäßig so'n kleines bisschen verschätzt hab, um ca. 80km...
Früh gegen 9 standen dann also meine beiden Begleiter für einige Kilometer vor der Tür. Schnell wieder das Gepäck aufs Rad und den Hänger und dann mit den beiden über Pflasterstraßen, gute Straßen, aber auch Strecken, die an einen Singletrail erinnerten, heraus aus Berlin. In Liebenwalde, wo meine Begleiter dann umdrehen wollten, gaben sie mir vorher noch ein Mittagessen und Apfelschorle aus (vielen Dank noch einmal!), dann ging es für sie zurück nach Berlin und für mich weiter gen Norden. Dort begann meiner Meinung nach einer der schönsten Abschnitte auf der Strecke Olbersdorf - Sassnitz. Auf der Strecke des Fernradweges Berlin-Kopenhagen durfte ich am Vosskanal bis Zehdenick entlangjagen. Zum Vergrößern anklicken Prima Strecke, frei von Autos, genial! Weiter nördlich bei Himmelpfort folgte ich einmal einer Radwegausschilderung, der ich besser nicht gefolgt wäre. Denn diese schickte mich zwar landschaftlich schön weg von der Straße, hatte aber auch eine Brücke, wie man sie mitunter aus dem Spreewald kennt, zu bieten, die zwar eine Schiene für Fahrräder aufwies, dadurch aber auch nicht im Geringsten flacher wurde. Nachdem ich das Rad dort drüber gehievt und einen See umrundet hatte, merkte ich, dass ich nur wenige 100m weiter auf der Straße herauskam, die ich vorher verlassen hatte. Sowas steigert natürlich die Laune eines jeden Radfahrers, erst recht, wenn er auf die Karte schaut und die Tagesstrecke scheinbar kein Ende nehmen möchte. Ich verfuhr mich erneut am Tollensesee in Neubrandenburg, wodurch mir ein Umweg mit allerhand Höhenmetern beschert wurde. Danach jedoch kannte ich die Strecke, letztes Jahr auf dem Rückweg von der Ostsee bin ich bereits einmal hier entlang gefahren und hätte nicht gedacht, dass Radweit die gleiche Idee haben würde. Trotzdem zog es sich hin, Demmin kam zwar näher, aber der Abend auch schon immer mehr und hinter Demmin musste ich noch weitere rund 15 km fahren. Unterwegs meldete ich meinem Dachgeber für die kommende Nacht, dass es wohl etwas später werden könnte, was er jedoch recht locker hinzunehmen schien. Die Anfahrt nach Zarnekla von Glewitz aus führte schließlich noch über einen leicht sandigen Weg, der ziemlich zerfahren war. Im schwachen Scheinwerferlicht tastete ich mich am Ende meiner Etappe also über diesen Weg, bis ich bei der Übernachtungsmöglichkeit für die kommende Nacht stand - irgendwann gegen 23:15 Uhr...
Ich konnte noch die Dusche im Freien nutzen, futterte meine von daheim mitgenommenen Brötchen, überlegte noch, welche Fähre ich wohl am nächsten Tag nehmen würde. Ursprünglich wollte ich die Fähre nehmen, die 13:30 Uhr fährt, dafür hätte ich aber gegen 12:30 Uhr schon in Sassnitz sein müssen, was eine sehr kurze Nacht bedeutet hätte. Also beschloss ich dann doch die nächste erst zu nehmen, keine Ahnung, wie weit es bis nach Sassnitz sein würde.
Gefahrene Strecke: 247,06 km
Zeit: 11:22 h
Schnitt: 21,70 km/h
Höchstgeschw.:60,0 km/h

4. Etappe: Zarnekla - Sassnitz/Trelleborg

Früh gab's noch das letzte Brötchen von daheim, dann ging's gegen 9:45 Uhr mit leicht knurrendem Magen los. In Grimmen ging ich einkaufen, Schokolade als Hungervernichter funktioniert zwar nicht 100%, aber Bananen waren auch noch dabei, außerdem gab's einen 5-Literkanister von irgendwelchem Orangensüßkram, was wohl bei hauptsächlicher Ernährung davon zu Brechreiz führt, bei Zuckermangel mir aber praktisch zu sein schien. Naja, und spottbillig war's auch noch. Nur, wohin mit dem Zeug? Schließlich landete es auf dem Packsack noch oben drauf, was natürlich dem Schwerpunkt der Fuhre seeeeehr zuträglich war...
Unterwegs merkte ich nun allmählich, dass sich die Zeitlage zu entspannen schien, es war keine Jagd mehr nach Sassnitz, die Strecke war doch kürzer als erwartet. In Stahlbrode nutzte ich die Fähre um nach Rügen zu gelangen, von da an ging es durch teils richtig dunkle Alleen hindurch, so dass ich selbst bei strahlendem Sonnenschein mit Licht fuhr. In Putbus, wo es an einem wunderschönen Anstieg auch noch einen Sandweg als Radweg gibt, der durch Ketten von den Läden auf der linken Straßenseite isoliert ist, genehmigte ich mir zu Mittag einen Döner. Der Zeitplan für die Strecke nach Sassnitz wurde immer gemütlicher. So erreichte ich Sassnitz dann also gegen 15:30 Uhr, gut 2 Stunden also vor Abfahrt um 17:45 Uhr. So war genügend Zeit, die Karte zu holen, sich auf die Wartespur zu stellen und die vielen Menschen zu beobachten, die den Bordershop besuchen und dort tonnenweise (oder hektoliterweise?) Fuselitäten rausschleppen und damit ihre Autofederungen auf Anschlag bringen...
Viele Radfahrer waren nicht dabei, eine Gruppe von Menschen in meinem Alter, die aber wohl Schweden als Land zum gelegentlichen Radfahren und dazwischen besoffen sein auserkoren hatten (wenn ich das richtig mitbekommen habe, immerhin waren sie auch gleich im Bordershop und kamen mit den obligatorischen Artikeln wieder raus). Außerdem war da noch ein Pärchen, das schon eher nach Reiseradeln aussah.
Zum Vergrößern anklicken Zum Vergrößern anklicken Die Räder hatten auf der Fähre allerhand Platz, sie konnten in einer Containerbucht (vermute ich mal, dass es sowas war) abgestellt werden, dann ging's hoch in die Aufenthaltsräume. Während der Überfahrt ist der Aufenthalt im Laderaum verboten. Auf der Fähre fragte ich mich schon hin und wieder, was denn da los war, denn dort gab's eine "Spielhölle", ein à la Carte Restaurant neben einem Fastfood-Restaurant und einem kleinen Supermarkt, der wohl nach Tradition des Bordershop aufgebaut war. Alles in allem vielleicht ganz hübsch, aber hoffnungslos überteuert. Trotzdem wurde gekauft bis zum Umfallen. Während der Überfahrt kam ich mit dem Reiseradlerpärchen ein wenig ins Gespräch, erfuhr, dass sie nach Stockholm wollten und sich für die Nacht auch ein Nachtquartier suchen würden. So kam Thomas dann auf die Idee: "Woll'n wir ein gemeinsames Nachtlager machen?" Gute Idee, so hatte ich noch einmal die Chance, bei meiner ersten Wildübernachtung wenigstens etwas Gesellschaft zu haben. Als die Fähre also in Trelleborg war, rollten wir herunter, vorbei an der mit Palmen geschmückten Uferstraße (was mir von Anfang an verdächtig vorkam) in den Norden von Trelleborg, um uns dort auf einer Wiese niederzulassen. Nachdem die Zelte errichtet waren, fing Thomas, der nun erzählte, dass er schon um die ganze Welt gereist sei, von Diavorträgen darüber sein Geld verdient und dass dies allerdings ein privater Urlaub mit seiner Freundin sei, an zu kochen: Suppe, Tee, von beidem haben sie mir etwas ausgegeben, weil ich um diese Zeit eigentlich keine Lust mehr hatte zum Kochen. Vielen Dank!
Gefahrene Strecke: 96,98 km
Zeit: 4:56:15 h
Schnitt: 19,64 km/h
Höchstgeschw.:54,8 km/h

5. Etappe: Trelleborg - Höör

Es bleibt lange und es wird zeitig hell hier oben. Gegen 4 Uhr bin ich einmal kurz erwacht, habe erschrocken auf die Uhr geschaut, weil es absolut hell war. Der Blick auf die Uhr ließ mich aber doch nochmal umdrehen und weiterschlafen. Circa zwei Stunden später kam dann Leben in die Stoffbuden, es wurde gefrühstückt, Zeug zusammengepackt, Fotos gemacht und Adressen ausgetauscht. Danach machten wir uns auf den Weg, bis zur Hauptstraße fuhren wir noch gemeinsam, ab dort trennten sich unsere Wege, ihrer gen Stockholm, meiner ziellos gen Norden. In der nächstgrößeren Stadt, Svedala, fuhr ich erst einmal Wasser tanken und fragte gleich noch die nette Kassiererin (die mich aber nicht abkassierte), wo eine Bank sei. Sie schilderte mir den Weg dahin und nur wenige Minuten später war ich stolzer Besitzer von schwedischen Kronen - jetzt konnte ich mich währen. Zum Vergrößern anklicken Anschließend ging's Hügel rauf, Hügel runter, richtig flott wollte's heute nicht voran gehen. Somit war ich auch nach nur circa 100 km schon recht fertig und suchte nach meinem ersten alleinigen Wildzeltplatz. Nördlich von Höör, so erzählte mir ein Mann, den ich nach dem Weg nach Långstorp fragte, gebe es einen Zeltplatz. Den wollte ich aber nicht unbedingt nehmen, obwohl ich kurz darüber nachdachte, als ich davor vorbeifuhr. In einer kleinen Waldanhöhe schaute ich etwas weiter nach, ob hier ein guter Platz sein könnte. Mangels guter Stellfläche fürs Zelt sah ich von diesem Platz ab und fuhr noch etwas weiter, was sich lohnen sollte. In einer Senke der Straße fand ich eine Zunge des dortigen Sees, daneben allerhand Wald, eine kleine Anhöhe, die meinen Standort gut zu bedecken vermochte. Rad und BoB also etwas durch den Wald geschoben und dort hin. Es schien eine Art Angelplatz zu sein, Spuren von Lagerfeuern waren noch zu sehen, ein guter Zugang zum Wasser, wo ich als erstes noch den Straßendreck des Tages abwaschen konnte. Danach gab's Linseneintopf aus der Dose, ich schrieb noch ein paar Zeilen über den Tag und legte mich dann schlafen.
Gefahrene Strecke: 102,85 km
Zeit: 5:38:08 h
Schnitt: 18,25 km/h
Höchstgeschw.:52,5 km/h

6. Etappe: Höör - Delary

Die letzte Nacht wäre eigentlich fast schon zum Abgewöhnen gewesen: Abends noch allerhand Mücken (die mich auch zeitig ins Zelt scheuchten), massig anderes unfreundliches Kleingetier (Insekten, keine Elche, Bären, Schlangen oder Dinos) und gegen 2 des Nächtens drückte die Blase, so dass ich mit einer etwas müden LED-Funzel durchs nächtliche Unterholz stolperte, woraufhin wieder das Tierzeugs auf mich einstürzte. Im Wald ist es nicht mehr so hell wie sonst im Norden... Zwischendurch regnete es auch ein paar Schauer, alles in allem also nicht total witzig, aber andererseits auch recht ungefährlich.
Am Morgen dann Frühstück, man gewöhnte sich langsam an Brot mit Nutella und Saft aus dem Kanister. Krempel zusammengepackt und wieder rauf auf die Straße. Mein Rad knarzte wieder. Das tat es auch schon vor der Abreise, zu dem Zeitpunkt habe ich aber noch nicht herausgefunden, woran es lag. Irgendwo vorn, in Richtung Antrieb, was die Sache nicht besser macht. Da äußerlich nichts zu sehen war, was es sein könnte, ging der Verdacht immer weiter in Richtung Schaltnabe. Da ich dieses Problem schon eher nach Hause gemeldet hatte, kam dann ebenso besorgt per SMS eine Zerlegeanleitung für die Nabe mit dem Werkzeug, was ich dabei habe (wer den Film "Apollo 13" kennt, weiß, wie das so etwa ausgesehen haben könnte). Dazu war jedoch ein Radhändler zwecks Schraubstock und eventueller Hilfestellung nötig. In Tyringe wurde ich nicht fündig, dort hatten sogar einige der Befragten arge Probleme, mir in Englisch zu helfen. Hier also nix, drum weiter gen Hässleholm, um dort zu suchen. Bevor es dort aber in die Stadt hineinging, hielt ich noch einmal auf einem Parkplatz an der Straße an und nahm den gesamten Antrieb erneut unter die Lupe - mit Erfolg: Alles, was hier knarzte, war das Schaltwerk, welches nach circa 30.000 km und verhältnismäßig wenig Pflege in den Gelenken etwas trocken geworden war. Wenn nun also beim Flevo getreten wurde, dann federte dank der Unwucht meiner Beine die Vorderradgabel, die Kettenlänge änderte sich durch das Federn minimal, was das Schaltwerk, welches die Kette straff hält, dann eben zum Knarzen veranlasste. Was ich dabei hatte, war das Kettenöl, welches ich nun vorsichtig auf die Gelenke träufelte, womit dann wenigstens vorübergehend Ruhe war. Obwohl es später noch einmal beginnen sollte, verunsicherte es mich nun lange nicht mehr so, wie es das tat, als ich die Ursache noch nicht kannte.
In Hässleholm fuhr ich an die erste Tankstelle heran, die ich sah, um meine Trinkflasche (der Kanister war noch gut gefüllt) auffüllen zu lassen. Die Wärme dieses Tages ließ mich schon allerhand davon trinken. In der Tankstelle meine Standardfrage "May I have some drinking water, please?", die hier von einem überschwänglichen "Definitely!" beantwortet wurde. Die Kassiererin meinte zu mir, während sie die Flasche füllte, dass es doch ziemlich heiß sei zum Radfahren, was ich verneinte und kurz später schob ich auch noch nach, dass es doch hier im Norden eh immer etwas kühler sei. Daraufhin grinste sie nur und fragte, wo ich denn herkomme. Na gut, für schwedische Verhältnisse ist Hässleholm ja auch wirklich einer der südlichsten Punkte.
Zum Vergrößern anklicken Nach einer kleinen Stadtrundfahrt ging ich das erste Mal in Schweden einkaufen. Dazu hatte ich mir einen typisch schwedischen Supermarkt ausgewählt - Lidl. Bananen und Schokolade als Energielieferant, was sich im Laufe der Reise zu meinem Mittagessen entwickeln sollte.
Nachdem ich mich aus der Stadt herausgefunden hatte, kam ich auf die Straße Nummer 23 (hm, Bundesstraßen kann man ja schlecht sagen, sind das in Schweden Staatsstraßen?) nach Osby, die ich aber wegen dem dichten Verkehr nicht unbedingt fahren wollte. Deswegen benutzte ich die kleineren Straßen links der 23. Das klappte auch bis kurz hinter Osby hervorragend, aber dann wurden die Straßen zu Schotter- und Sandwegen, so dass ich das erste Mal auf meiner Tour schieben musste, weil ich bergauf Traktionsprobleme bekam. Das Rad und der ganze Hänger sahen heftig aus, alles versandet, mit einer nicht mehr nur feinen Staubschicht überzogen. Daher versuchte ich, diese Strecke schnellstmöglich zu verlassen, was mir glücklicherweise auch gelang. In Delary, welches ich mir schon am Vorabend auf der Karte als potentielles Übernachtungsziel ausgeguckt hatte (Badestelle), fragte ich auch gleich nach eben jener Badestelle und nur wenige Minuten später war ich am Punkt meiner nächsten Übernachtung angekommen. Zum Vergrößern anklicken Eine flauschige Wiese, auf der bereits die Zelte von zwei schwedischen Kanuten standen, ein Steg, der das Baden noch weiter erleichterte, zwei Feuerstellen und, was ich mir daheim kaum vorstellen könnte, ein Toilettenhäuschen mit Toilettenpapier, Vorleger vor der Schüssel, einer Flasche Handseife an der Seite und das alles absolut sauber. Ich war begeistert. Nachdem ich das Rad samt Hänger auf der Zeltwiese geparkt hatte, ging ich sofort baden, um mich wieder etwas frischer zu fühlen und um den Dreck, der sicher nicht nur am Rad haftete, loszuwerden. Nachdem ich wieder aus dem Wasser gestiegen war, sprach mich ein älteres Ehepaar sofort auf deutsch an, fragte, woher ich bin, womit ich hier reise und so weiter. Als ich ihnen erzählte, dass ich per Liegerad unterwegs bin, meinten sie sofort, dass sie unterwegs so einen gesehen hätten, mit Hänger dran. Schließlich einigen wir uns darauf, dass sie mich also schon mal gesehen haben. Sie selbst kommen aus Berlin, einem kleinen Dorf in Schleswig-Holstein, welches sogar einen Kudamm haben soll. Nachdem ich sie noch über die Unterschiede zwischen Liegerädern und Choppern aufgeklärt hatte, verabschiedeten wir uns voneinander, ich ging mein Zelt aufbauen und anschließend kochen. Reis ist klasse, ich hatte Beutelreis dabei, kochte den erst einmal und während ich diesen aß, habe ich das zwar leicht getrübte, aber dennoch nicht schlechte und vor allem schon sehr warme Wasser dazu genutzt, um Suppe daraus zu kochen, womit sich ein leckeres Abendessen ergab. Am Abend, zwischen Kartenstudium und Tagebuchschreiben entdeckte ich dann an meinem linken Fuß eine Zecke, die sich in den Zeh gebohrt hatte. Ich war weder geimpft, noch hatte ich eine Pinzette oder gar Zeckenzange dabei, was schon zu einer gewissen Panik führte. Bei meinem Versuch, sie zu entfernen, blieb erwartungsgemäß der Stachel hängen, was die Situation nicht verbesserte. Nun ja, sämtliche "Experten" sagten mir auf Nachfrage, dass es nur kritisch ist, wenn die Stelle sich rötet, was sie glücklicherweise nicht tun sollte. Aber eine Verunsicherung fuhr dennoch weiter mit.
Gefahrene Strecke: 120,57 km
Zeit: 6:43:06 h
Schnitt: 17,94 km/h
Höchstgeschw.:51,5 km/h

7. Etappe: Delary - Krogsered

Am nächsten Morgen ist alles nass draußen, obwohl es nicht geregnet hat. Ich habe gut geschlafen, auch wenn ich etwas fror. Nächste Nacht lass ich gleich die Socken an. Zum Trocknen schleppte ich Rad samt Plane, die ich in der Nacht darüber gedeckt hatte, Hänger und schließlich auch das Zelt ins Sonnige, denn der Standplatz lag im Schatten der umgebenden Bäume. Vorher hab ich selbstverständlich noch gefrühstückt, was es war, Ihr könnt es Euch denken...
Zum Vergrößern anklicken Zum Vergrößern anklicken Danach ging's relativ zeitig, gegen 8 Uhr wie jeden Tag ziellos gen Norden. Hauptsache Badestelle, der Standort letzte Nacht hat mir doch sehr gut gefallen. An diesem Tag ging's mal wieder recht flott dahin, dafür war's heiß, einfach nur heiß. Verfahrer gab's so gut wie keine, so dass ich mir irgendwo im Wald an einem schattigen Platz eine Pause gönnte Zu Mittag gab's Bananen und Schokolade, man gewöhnte sich dran. In Drängsered sah ich auf der Karte eine Badestelle. Dort gab's dann das obligatorische Dreckabspülen, anschließend wartete ich, dass die anderen Badegäste gingen. Doch sie gingen nicht, es wurden im Gegenteil immer mehr. Kurzentschlossen brach ich also auf gut Glück auf zur 5km nördlich gelegenen Badestelle in Krogsered, die mich restlos übereugen sollte. Tische und Bänke, eine Umkleidekabine (falls der Himmel entgegen allen Vorhersagen und Erwartungen die Schleusen schlagartig und heftigst öffnen sollte), nur gelegentlich ein paar Badegäste, ansonsten totale Ruhe. Und das, obwohl mir die Stelle in Krogsered noch besser gefiel als jene in Drängsered. Nach 20 Uhr kamen dann noch ein Vater mit Sohn und kleiner Tochter, die, während Töchterchen am Wasser spielt, die Umkleidekabine reparierten (es waren wohl ein paar Bretter lose). Auch hier gab's wieder ein gut gepflegtes Plumpsklo mit Papier, einfach interessant, dass das hier überleben kann, während daheim so ziemlich alle Anstrengungen in diese Richtung durch Vandalismus zunichte gemacht werden.
Zum Essenkochen war's mir heute zu windig (ich brauche eine Abschirmung), deswegen gibt's Brot, das sonst vielleicht dem Schimmel zum Opfer gefallen wäre, Banane und Saft aus einem Konzentrat, das ich in Hyltebruk im ICA-Supermarkt für fertigen Saft gehalten hatte. Meine Tagebuchaufzeichnungen konnte ich diesmal noch am Tisch schreiben, bevor mich die Mücken auffuttern wollten und ich ins Zelt ging.
Gefahrene Strecke: 114,28 km
Zeit: 5:36:20 h
Schnitt: 20,38 km/h
Höchstgeschw.:58,8 km/h

8. Etappe: Krogsered - Eskilsby/Hällesåker

Kurz vor 4 Uhr bin ich kurz aufgewacht, den Zelteingang hatte ich nur per Mückennetz verschlossen, so dass ich einen zauberhaften Blick auf den mit Nebel überzogenen See genießen konnte. Dennoch schlief ich noch weiter bis etwa 7 Uhr, dann Frühstück (jetzt ratet mal, was es gab?). Anschließend räumte ich langsam zusammen, legte das Zelt zum Trocknen auf einen der Tische. Zwischendurch kam gegen 8 Uhr ein Mensch mit Traktor. Was tut der an einer Badestelle? Genau, er glättet den Strand, füllt ihn mit Sand auf, repariert den Steg. Als er kam, fragte er mich gleich, ob er mich geweckt hätte, was ich natürlich verneinte.
Als alles so halbwegs getrocknet war, zeigte die Uhr 8:45, also Zeit zum Aufbrechen. Sonnencreme hätte ich fast vergessen, dann aber los. Ich hatte das Telefon zum Laden an der Ladeschaltung am Nabendynamo angesteckt, also idealerweise nicht anhalten. Das gelang auch relativ gut, bis ich nach einer guten halben Stunde an den ersten asphaltierten Berg kam, den ich mangels Traktion nicht herauf kam. Also absteigen und schieben. Berge und glühende Hitze sollten heute meine Begleiter sein, bis es hinter Hyssna flacher wurde und ich allerdings auch ein paar Regentropfen abbekam, die schließlich noch zu einem kräftigerem Schauer wurden.Zum Vergrößern anklicken Zum Vergrößern anklicken Es gestaltete sich schwierig, eine passende Stelle zum Übernachten zu finden, ich fuhr einmal einen Waldweg herein und folgte diesem, bis ich bemerkte, dass er auch nur wieder zu Häusern führte. Also weiter die Hauptstraße entlang, schöne Seen, die zur Übernachtung einladen würden, wären sie nicht ringsherum bebaut und besiedelt. Schließlich fand ich eine größere abgeerntete Fläche zwischen Eskilsby und Hällesåker, die mir ausreichend weit weg von der Straße zu liegen schien, die jedoch den Haken hatte, dass sie sehr nahe an ein paar Häusern war. Na gut, man hat ja 'nen Mund zum Fragen. Die junge Frau, die erschien, nachdem ich geklingelt hatte, meinte, dass es kein Problem sei, es würde ihr nichts ausmachen. Also rauf auf den Acker, Zelt aufgestellt, Rad abgedeckt und an Hänger angeschlossen und dann gekocht. Erst Reis und dann Buchstabensuppe. Just als ich mit der Suppe fertig war, fing es wieder an zu regnen, also schnell ins Zelt, Schotten dicht. Viel passierte dann nicht mehr, Tagebuch, Kartenstudium, morgen wollte ich mir Göteborg anschauen. Heute war ich wieder einkaufen, ICA, Älvsered, Bananen, Schokolade - was sonst? Ich hoffte, dass es am nächsten Tag mal weder zu heiß, noch zu nass werden würde, dann schlief ich im regenlärmdurchfluteten Zelt ein.
Gefahrene Strecke: 110,79 km
Zeit: 6:16:25 h
Schnitt: 17,66 km/h
Höchstgeschw.:54,8 km/h

9. Etappe: Eskilsby/Hällesåker - Bergagård

Früh ließ ich nach dem Frühstück alles trocknen, den Nächtens waren allerhand Schnecken am Zelt unterwegs, die leider ihr Spuren hinterließen. Toilettenpapier ist jedoch Dein Freund in vielen Situationen und so war es das auch in dieser. Gegen Mitternacht bin ich einmal kurz erwacht, es war unglaublich hell, leider noch minimal zu dunkel, um diese Helligkeit per Kamera festzuhalten. Als alles verpackt war, ging's also nach los nach Göteborg. Anfangs glaubte man, man käme nur über autobahnähnliche Straßen hinein in diese Stadt, dann tauchte jedoch auch ein Radwegweiser auf, der den Radfahrer über wahnsinnig steile Abfahrten und scharfe Kurven ins Zentrum führt. Dort fand gerade eine Ballgroßveranstaltung statt, Fußball war's meiner Meinung nach nicht, irgendwas anderes...
Als ich da mit dem Flevo mit allerhand Gepäck durcheierte, gab's natürlich schon ein paar merkwürdige Blicke, sowas scheint da sehr selten zu sein. Ich fuhr zu einer Hafenbrücke, fotografierte allerhand und machte mir dann Gedanken, wie ich da am besten wieder raus komme. Als ich den Ausweg so gut wie gefunden hatte, gönnte ich mir noch ein Falafel, lecker!
Zum Vergrößern anklicken In Göteborg muss man scheinbar nur mit Karte rumstehen und schon wird einem geholfen. Zumindest ging's mir so. Ich hatte aufgrund der so dermaßen erdrückenden Hitze beschlossen, hier den Umkehrpunkt meiner Reise zu setzen, ich fühlte mich einfach nicht mehr gut beim Fahren in der Hitze mit den teils heftigen Bergen. Deswegen sollte meine Route heraus aus Göteborg gleich gen Süden führen, nicht erst noch nach Norden, wie vorher geplant. Der 16er Durchschnitt, den ich in Göteborg auf dem Tacho sah, wurde daraufhin noch um einiges verbessert, die Strecke ist schnell gefunden und gefahren. Seit Tagen ging es mal wieder relativ flott dahin, was ich auch dazu nutze, um das Telefon weiter laden zu lassen. In Bergagård hatte ich mir eine Badestelle ausgeguckt, vorher fragte ich aber sicherheitshalber noch einen Mann, den ich am Straßenrand bei seinem Haus sah. Er erzählte mir, dass er früher auch mit dem Rad gereist ist, dass das durch die Kinder und die Familie generell jetzt aber nicht mehr so gut möglich sei. Ein paar Kilometer weiter war die Badestelle dann schon ausgeschildert, es geht noch einige 100 m in den Wald hinein, einige Abzweige, bis ich schließlich am Ziel für heute ankam.Zum Vergrößern anklicken Glücklicherweise gab's dort auch direkt so ein Plumpsklo, wenn auch diesmal ohne Toilettenpapier, aber sowas sollte man ja eh dabei haben. Ohne die Toilette wäre (mal abgesehen von der Möglichkeit des Waldes) wahrscheinlich ein Unglück geschehen...
Das Wasser, das ich wie üblich gleich wieder zum Staubabwaschen nutzte, war angenehm, ich wusch auch gleich noch ein paar Klamotten aus. Dann gab's Nudeln mit Tomatensoße aus der Dose und dazu einen Liter Saft (der aus diesem Konzentrat, das ist wirklich ergiebig). Noch waren allerhand Badegäste da, aber gegen 21:30 Uhr leerte sich der Strand (kurzzeitig). Ich machte noch ein paar Fotos und ging dann schlafen.
Gefahrene Strecke: 143,50 km
Zeit: 7:58:07 h
Schnitt: 18,00 km/h
Höchstgeschw.:52,9 km/h

10. Etappe: Bergagård - Örkelljunga Spång

Am Abend sind dann doch noch allerhand junge Menschen an den See gekommen, waren baden, haben rumgesessen, haben auch etwas Lärm gemacht, wobei ich aber doch Kevin hervorheben möchte: Dieser kam mit seinem Quad und war gleich, als er ankam, der Held der Clique, denn man hörte fast ununterbrochen seinen Namen. Bei seiner Abreise stürmte er dann mit vollem Licht sehr heftig los in Richtung meines Zeltes, drehte aber kurz davor ab, wodurch man noch den hochgeworfenen Dreck auf die Zeltplane prasseln hörte. Die Nacht war dementsprechend kurz, denn erst nach Mitternacht waren die letzten Kinder/Jugendlichen gegangen. Gegen 6 Uhr hingegen waren schon wieder die ersten beiden da, die mit ihrem Mopped herangeknattert kamen und mich dann fragten, ob sie mich geweckt hätten. Sie wollten angeln, weswegen sie mich auch nach einem Stück Brot fragten, was ich ihnen dann auch gab, auch wenn es bei mir langsam knapp wurde. Alles in allem muss ich echt sagen, dass die Jugendlichen trotz der "Ruhestörung" keine Chaoten waren. Einer fand eine Tüte Marshmallows, die eine andere Gruppe am Nachmittag liegen gelassen hatte, und kam damit zu mir um mich zu fragen, ob das meine seien. Außerdem hat sich keiner an meinem neben dem Zelt stehenden "Gerümpel" vergriffen, alles in allem also kein Grund zum Meckern. Sogar ihr Feuerchen haben sie gelöscht, bevor sie gegangen sind. Trotzdem resultierte aus ihrer Anwesenheit, die ich ihnen dennoch weder verbieten kann noch will, eine sehr kurze Nacht für mich.
Gegen 9 Uhr, nach dem Frühstück, hatte ich wieder alles eingepackt, womit es weiter gen Süden gehen konnte. Es ging zügig voran.
Zu Mittag in Halmstad bei Netto sprach mich eine Frau an, ich sei doch heute Morgen in Falkenberg an ihrem Haus vorbeigefahren. Stimmt, da war ich an dem Morgen auch, sie freute sich, dass ich schon so weit gekommen war in der Zeit - ich auch. Im Netto kaufte ich Schokolade, Äpfel (mal keine Bananen), ein GB-Glace-Eis (daheim Langnese) und einen Nutellaersatz (na, mitgezählt, wie lange ein kleines Glas Nutella bei mir reicht?) ein.Zum Vergrößern anklicken Die Ginstleden Cykelspåret führte mich dann über klasse Wege gen Süden. Super Radweg, einmal über eine Autobahnraststätte, dann über eine Autobahnbrücke, dann durch einen Wald, dann die Strandpromenade entlang, dann Landstraße - klasse gemacht. Leider verlor er sich dann irgendwo, weswegen ich die Straße Nummer 24 nahm, die sich recht angenehm fahren ließ. Rückenwind und eine erträgliche Verkehrsdichte ließen mich dahinschweben. In Tockarp an der Badestelle überlegte ich, mich dort für die Nacht niederzulassen, beschränkte es dann aber doch auf ein Bad, da auch dort die Badegäste immer mehr zu werden schienen und auch keine gute Zeltfläche zu finden war. Deswegen fuhr ich weiter und sah mich nach einer geeigneten Wiese oder einem Platz im Wald um. Zwischen Vemmentorp und Åsljunga machten ein paar Berliner und Rostocker ein Sportprogramm an einem 15%-Hügel. Einer filmte und knipste wie wild die heraufstürmenden Sportler und auch diesen Menschen, der da mit dem Liegerad und dem schweren Hänger hinten dran sich heraufquälte. Ich sprach ihn an, ob er mir das entstandene Material zusenden kann, leider warte ich bis heute darauf. Gegen 19 Uhr fand ich dann eine hübsche Wiese bei Örkelljunga Spång, die nur deshalb nicht richtig toll war, weil sie sehr nahe an der nächsten größeren Straße lag und weil sie dermaßen trocken war, dass das Anwerfen des Kochers an Selbstmord grenzen würde. Deshalb musste die gute Schokolade dran glauben, die gab's auf dem Brot, das ich ja auch noch hatte.
Gefahrene Strecke: 129,76 km
Zeit: 6:47:37 h
Schnitt: 19,10 km/h
Höchstgeschw.:59,4 km/h

11. Etappe: Örkelljunga Spång - Trelleborg/Sassnitz

Auf dem Acker schlief es sich ganz nett, trotzdem war ich noch sehr müde, als ich gegen 6:30 Uhr aufwachte. Dann gab's ein reichliches Frühstück, bestehend aus dem Pagen-Brot, das ich schon ein paar Tage mit mir rumfuhr und dem Nutellaersatz, einige Scheiben davon. Ach ja, Nutella gab's in Schweden auch, war aber ungleich teurer als das Zeug, das ich gekauft habe. Und Zucker und Schokogeschmack ist in beiden drin. Nach dem Frühstück räumte ich langsam alles zusammen. Natürlich hatte ich es wieder einmal geschafft, das Zelt so hinzustellen, dass morgens auch garantiert kein Sonnenstrahl es trifft oder womöglich auch noch trocknet. Deswegen schleppte ich alles, was nass war, erst einmal an eine sonnige Stelle der Wiese. Um 8:45 Uhr war alles verstaut und es konnte weiter gehen. Schön nach Karte fuhr ich teils größere, teils kleinere Straßen gen Süden, wobei auch die größeren zu ertragen waren, weil sie entweder wenig befahren waren oder zumindest einen breiten Randstreifen hatten. Ohne Verfahrer ging's daher bis Eslöv, wo's Mittag gab: Schokolade und Apfel. Gestern glaubte ich noch, eine Station vor Trelleborg einlegen zu müssen, weil ich es zeitlich nicht schaffen würde. Nun kam aber die Fähre um 22:30 Uhr in Frage. Es ging sehr flott weiter, womit nun langsam, aber sicher auch die 17:45 Uhr-Fähre in greifbare Nähe rückte. Als ich Svetala passierte und dabei ein Schild mit der Aufschrift "Trelleborg 18" sah, war ich beeindruckt, dass ich es tatsächlich schaffen könnte. Zur Feier des Tages soll's Müsli geben, jenes, das ich schon die ganze Zeit durch die Gegend fahre, zu dem aber immer die Milch fehlte, weil es zu warm war. Nun aber sollte das Müslifuttern auf der Fähre zelebriert werden, weswegen ich in Trelleborg im ICA-Supermarkt in der Nähe des Rathauses noch Milch beschaffen musste.Zum Vergrößern anklicken Außerdem geisterte mir während meiner gesamten Tour ein kleiner Plüschelch mit Schwedenflagge im Kopf herum. Als ich dann schließlich einen Souvenirladen gefunden hatte, konnte ich mich davon überzeugen: Es gibt ihn wirklich! Ich nahm gleich zwei, damit die beiden immer jemand haben, dem sie was auf Schwedisch erzählen können.
Beim Checkin zur Fähre sagte man mir, die Fähre hätte 40 Minuten Verspätung. Das bedeutete, dass ich noch etwas länger in der Hitze des vom Himmel donnernden Sonne stehen durfte. Als es dann endlich so weit war, dass wir auf die Fähre durften, sagte mir einer der Mitarbeiter, ich solle das Rad irgendwo an den Rand stellen und festbinden. Den ersten Teil verstand ich ja noch, aber was für Fahrmanöver anvisiert waren, dass das Rad festgebunden werden musste, ist mir nach wie vor unklar. Ich hab's dann doch nicht gemacht, denn das schwere Rad umzuhauen, ist schon sehr schwierig, wenn es erst einmal lehnt. Nun konnte ich nach oben gehen und mir einen schönen Platz fürs Müslifuttern aussuchen. Nachdem es dann verschlungen war, wanderte ich etwas auf der Fähre umher und konnte es fast nicht fassen, dass die hagere und noch immer im Gesicht ziemlich dreckige Gestalt da auf der Spiegelwand ich sein sollte.Zum Vergrößern anklicken Wenigstens beim Gesicht konnte ich dank der Bordtoilette einen gewissen Zivilisationstouch reinbringen. Danach setzte ich mich aufs draußen aufs Deck und schrieb Tagebuch, beobachtete Menschen und Landschaft, als sie wieder näher kam.
Als die Fähre in Sassnitz war, war ich glücklicherweise einer der ersten, die sie verlassen durften. Und so fuhr ich recht flott die lange Rampe herab, die auf der Wartespur Stehenden schauten etwas verdutzt, was da gerade heruntergerollt kam. Ich verließ den Hafen und schwenkte gleich wieder auf die Radweit-Route ein, auf der nach knapp 4 km ein Parkplatz am Rande auftauchte, auf dem allerhand Wohnmobile und ganz am Ende auch zwei Zelte standen. Bei den Zelten lagen Betonplatten, an die ich erst das Rad anlehnte und, nachdem ich überlegt hatte, das Zelt aufzubauen, diese Idee aber verworfen hatte, schließlich Isomatte und Schlafsack drauf ausbreitete. Zelt? Nö, wozu?
Gefahrene Strecke: 140,85 km
Zeit: 7:11:04 h
Schnitt: 19,60 km/h
Höchstgeschw.:45,3 km/h

12. Etappe: Sassnitz - Niesky (See) / Olbersdorf

Zum Vergrößern anklickenZwischen 6 und 7 Uhr stand ich am nächsten Morgen auf, futterte nur ein klein wenig, verpackte schnell alles, was ich so rumliegen hatte und dann ging's die Radweit-Route gen Süden. In Putbus genehmigte ich mir bei einem Bäckerladen ein Frühstück und von da aus ging's nur noch südwärts. Ich hatte mir überlegt, so weit zu fahren, wie ich komme und mich dann in die Prärie zu hauen, um am nächsten Tag weiter zu fahren. Ich weiß nicht, ob's an der Müdigkeit, an der Abmagerung (ich hatte auf der Fahrt ca. 5kg abgenommen) oder schlicht an der Hitze lag, auf jeden Fall kam immer mehr der Gedanke daran, sich mal wieder selbst 'nen Rekord zu setzen. Sassnitz ist ja Deutschland, da bin ich ja fast daheim...
Nördlich von Demmin packte mich zwischenzeitlich schon einmal die Müdigkeit, so dass ich mich dort am Rande eines Sportplatzes auf eine Bank legte und eine Viertel- bis Halbestunde schlief, bevor es weiter ging. Und es ging weiter, gegen 1 Uhr war ich in Berlin und suchte mir dort eine Route bis zum Alexanderplatz. Unterwgs machte ich Halt bei einem Dönerladen, um mir dort etwas Dönerartiges zu kaufen. Vom Alexanderplatz aus hatte ich eigentlich ja die Route von der Anreise her noch. Problem war nur, dass ich mich einmal so verfuhr, dass ich plötzlich überhaupt nicht mehr wusste, wo ich war. Schließlich griff ich zum letzten Mittel: Dem Kompass. Dieser führte mich mit der Marschrichtung Süden sehr schnell wieder auf die gewünschte Route. Südlich von Berlin schlief ich noch einmal eine halbe Stunde (oder so) um dann weiter zu fahren, Radweit-Route. Bei Heiners Imbiss in Halbe machte ich - mittlerweile schon fast traditionell - Pause und aß Mittag. Und dann eben weiter. Kurz vor Cottbus war ich erneut kurz vorm Einschlafen, es fiel mir schon schwer, das Rad geradeaus fahren zu lassen. Das gab sich dann aber in Cottbus, als eine Fahrschülerin das Auto direkt vor mir auf den Radweg stellte, den ich da mal wegen meiner Müdigkeit und den Straßenbahnschienen nahm. Auf jeden Fall sorgte diese Aktion für einen ziemlichen Adrenalinschub meinerseits und damit für ein Verschwinden der Müdigkeit.Zum Vergrößern anklicken Tja, ansonsten war's recht unspektakulär, bis mich dann kurz vor Niesky in der Ortschaft See am frühen Abend ein richtig heftiger Gewitterguss überraschte und ich damit total "ersoffen" war. Bei aller Liebe zum Radfahren, ich hab mich dann abholen lassen, womit meine Fahrt zu Ende war. Die "Tagesstrecke" werde ich wohl so schnell nicht überbieten, 514 km sind doch etwas happig...
Gefahrene Strecke: 514,04 km
Zeit: 27:01 h
Schnitt: 19,02 km/h
Höchstgeschw.:56,7 km/h

Zusammenfassung

Schweden - ein Land, das nach der ersten "Schnupperrunde" Lust auf mehr macht. Mittlerweile weiß ich auch, dass besonders bezüglich der Bergigkeit mein großer Fehler der war, nach Göteborg zu fahren. Die Richtung mehr gen Nordosten statt gen Westen hätte mir wahrscheinlich die richtig harten Berge erspart.
Mein Entschluss steht daher: Das Flevo muss am Nordkap stehen, ich dabei. Und die ganze Strecke - hin und zurück - selbstverständlich per Rad. Zwar werde ich bei zukünftigen Fahrten sehr wahrscheinlich nicht wieder das "Glück" des ständigen Sonnenscheins haben, aber gerade das hatte mich ja bei dieser Fahrt so sehr strapaziert. Außerdem muss ich wohl zukünftig noch viel mehr auf die Ernährung achten. Eine Gewichtsabnahme von 5 kg ist bei knapp 2 Wochen sicher nicht gesund, besonders, wenn die Strecke noch länger werden soll.
Trotzdem, ich freu mich schon auf die nächste Fahrt!
Gesamtstrecke: 2025 km
Gesamtzeit auf der Liegeschale: 103:23 h
Gesamtschnitt: 19,5 km/h

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